Errichtung einer Veterinär-Basis im Distrikt Tsholotsho
Einrichtung einer veterinärmedizinischen Basisstation für die tierärztliche Grundversorgung von Arbeitseseln, zur Durchführung von Impfkampagnen für Haushunde sowie als Umwelt- und Veterinärbildungszentrum in einem der ärmsten Distrikte Zimbabwes
Der Distrikt Tsholotsho im Südwesten Zimbabwes in der Nähe des berühmten Hwange Nationalparks ist einer der ärmsten des Landes. Ca. 90% der Bevölkerung Tsholotshos lebt unterhalb der Armutsgrenze. Die Menschen ernähren sich in erster Linie als Subsistenzbauern. Eine ausreichende Versorgung des Gebietes mit „Boreholes“ (Tiefbrunnen zur Trinkwasserversorgung) ist nicht gewährleistet. Esel helfen den Dorfbewohnern und hier v. a. den Mädchen und Frauen, beim Tragen von Lasten und Trinkwasser, welches oft über weite Strecken von den wasserführenden Boreholes herangeschafft werden muss. Hunde werden von Dorfbewohnern in erster Linie gehalten, um die Felder und das Vieh vor Wildtieren zu schützen. Eine Zerstörung der Felder durch Wildtiere kann die Nahrungsgrundlage der Menschen erheblich beeinträchtigen. Hunde stellen allerdings als Reservoir infektiöser Viren auch eine direkte Krankheitsgefahr für Menschen und Wildtiere dar.
Derzeit verfügen die AWARE Tierärzteteams für die Esel- und Hundearbeit über keine Basisstation in Tsholotsho. Tierärztliche Geräte, Medikamente und Fahrzeuge werden in der AWARE-Basis in Harare gelagert und alle Einsätze erfordern Fahrten von 800 km, um den Bezirk Tsholotsho zu erreichen. Hinzu kommen jeden Monat Fahrten von mehreren hundert Kilometern innerhalb des Distrikts. Die Straßen sind in extrem schlechtem Zustand, was zum übermäßigen Verschleiß an den AWARE Fahrzeugen führt. Eine permanente Basis innerhalb des Distrikts ist seit langem geplant und würde die Organisation erheblich entlasten.
Die geplante AWARE Veterinärbasis ist multifunktional geplant, um mehrere Aktivitäten und Projekte von einer Basis aus realisieren zu können. Seit 2015 ist im Distrikt Tsholotsho für das Esel-Projekt ein Veterinärtechniker fest stationiert. Im ersten Jahr betreute dieser auf einer zweiwöchigen Tour etwa 1.500 Esel, aktuell hat sich dies mit 3.800 Esel pro Zweiwochentour mehr als verdoppelt. Mit dem neuen Gebäude wäre geplant, einen Tierarzt und einen weiteren Veterinärtechniker fest in Tsholotsho zu stationieren.
Das Gebäude soll auch für Bildungsarbeit und tierärztliche Weiterbildung genutzt werden und dazu mit einem entsprechenden Vortragsraum und der notwendigen Infrastruktur ausgestattet werden (Wasser, Strom, Toiletten). AWARE bietet über sein Clinical Skills Center an der Universität von Zimbabwe in Harare bereits tierärztliche Weiterbildung für lokale Tierärzte an. Mit dem geplanten Gebäude könnten dann Weiterbildungen von tiermedizinischen Studenten und Tierärzten in „real-life Szenarien“ durchgeführt werden. Als zweite Nutzung des Vortragsraumes soll dieser als Zentrum für die Bildungsprojekte für die Bevölkerung von Tsholotsho genutzt werden und kann so die Reichweite unserer Bildungsarbeit vergrößern. Aufgrund seiner Nähe zum Hwange Nationalpark kann das Gebäude auch als Basis für die Wildtierarbeit dienen.
Im Bereich des geplanten Gebäudes soll auch ein Borehole für Trinkwasser gebohrt werden, einerseits, um das Gebäude selbst zu versorgen, andererseits aber auch, um den Menschen in der Umgebung sauberes Trinkwasser zu bieten und so das Zentrum zu einer wichtigen Anlaufstelle für die Communities in der Umgebung werden zu lassen.
Das Tsholotsho-Projekt ist ein langfristiges Projekt, das AWARE in den kommenden Jahren nachhaltig entwickeln und unterstützen will. AWARE kann auf Erfahrungen sowohl aus den derzeit laufenden Projekten in Tsholotsho, als auch aus Projekten in verschiedenen anderen Bezirken des Landes zurückgreifen. Die Kombination aus Armutsbekämpfung durch Gesundheitsversorgung der für die Bevölkerung wichtigen Nutztiere, Aufklärungsarbeit für die lokale Bevölkerung, Weiterbildung für zimbabwische Tierärzte und Artenschutz im angrenzenden Nationalpark hat bereits jetzt Modellcharakter im Land. Der Einsatz lokaler Ressourcen, sowohl im Hinblick auf das tierärztliche Personal als auch auf die Lehrkräfte für die Bildungsprojekte, ist eine klassische Hilfe zur Selbsthilfe.
Grundprinzip der AWARE Projekte ist eine Verknüpfung von tiermedizinischer Arbeit mit Bildungsarbeit und humanitärer Hilfe unter Weiterbildung und Nutzung der eigenen Tierärzte und Lehrkräfte des Landes. Durch das SPANA-finanzierte Eselprojekt wurden so z.B. mehrere weitere Community-Projekte angestoßen. Hierzu gehören: Gründung einer Nähgenossenschaft, in der tiergerechte Eselgeschirre hergestellt und den Haltern zu einem subventionierten Preis zur Verfügung gestellt werden (da Verletzungen der Tiere durch schlechtes Gurtzeug ein großes Problem darstellen, ist dies eine WIN-WIN-Situation); Herstellung und Bereitstellung von reflektierenden Eselshalsbändern zur Verringerung von Straßenverkehrsunfällen (da Esel frei herumlaufen und v.a. nachts oft Verursacher von Verkehrsunfällen sind); Bewässerungsmaßnahmen von Feldern zur Ergänzungsfütterung von Eseln in Dürrezeiten; Bau raubtiersicherer Unterstände für Esel; Grundausbildung in Tierwundversorgung, Hufpflege, etc.
Karte der Distrikte Zimbabwes und Ausmaß der Armut, gemessen an verfügbarem Pro-Kopf- Einkommen [Quelle: UNICEF/Zimstat, 2015, Zimbabwe Poverty Atlas]. Der Bezirk Tsholotsho (links, Umrisse in Grün) ist einer der ärmsten des Landes mit 85-96% der Bevölkerung unterhalb der Armutsgrenze. Rechts grün umrandet der Distrikt Chipinge, in dem AWARE seit 2020 ein sehr erfolgreiches Projekt durchführt (siehe dort).