Charakteristika
Das Breitmaulnashorn wird im englischsprachigen auch als „Weisses Nashorn“ bezeichnet und lässt sich nochmals in eine südliche Subspezies (Ceratotherium sinum sinum) und in eine nördliche Subspezies (Ceratotherium sinum cottoni) unterteilen. Das Breitmaulnashorn ist größer als das Spitzmaulnashorn und erreicht eine Schulterhöhe von 1,5 bis 1,8 Metern bei einem Gewicht von ca. 1800-2500 kg. Wobei die Bullen deutlich größer und schwerer sind als die Kühe. Es ernährt sich hauptsächlich von Gräsern und bodennaher Vegetation, die mit den breiten, z.T. verhornten, Lippen vom Boden abgezupft werden. Daher findet man diese Nashörner in tropischen und subtropischen Savannen und Buschlandschaften; mittlerweile hauptsächlich in Südafrika mit kleineren Populationen in Kenia, Namibia und Simbabwe.
Lebensweise
Die Breitmaulnashörner sind sesshaft und besitzen ein relativ festes Territorium. Weibliche Tiere und Kälber bilden oft Gruppen von ca. 6 Tieren, während die Bullen in der Regel alleine leben und nur zur Paarungszeit zu den weiblichen Tieren stoßen. Sie sind die sozial toleranteste Art unter den Nashörnern, die ansonsten in der Regel Einzelgänger sind. Die weiblichen Nashörner erlangen ihre Geschlechtsreife mit ca. 6-7 Jahren, die männlichen erst mit 10-12 Jahren. Nach einer Trächtigkeitsdauer von 16 Monaten wird in der Regel ein Kalb geboren, das für ca. drei Jahre bei der Mutter bleibt. Wird ein neues Kalb geboren, so verlässt das Ältere die Mutter um sich mit gleichaltrigen Tieren vom gleichen Geschlecht zusammenzuschließen. Teilweise kehren die halbwüchsigen Nashörner nach der Geburt des neuen Kalbes wieder zur Mutter zurück oder verbleiben wenigstens im gleichen Gebiet. Die Lebenserwartung eines Tieres liegt zwischen 40 und 50 Jahren.
Breitmaulnashörner beim Grasen in der Savanne.
Breitmaulnashörner grasen, über Tag und Nacht verteilt, mindestens 12 Stunden täglich. Bei kalten Wind und Regen bleiben sie lieber im Gebüsch und fasten. Trinken müssen die Nashörner spätestens alle 2-4 Tage.
Breitmaulnashörner sind nicht nur die größten und schwersten lebenden Nashörner, sie haben auch die längsten Hörner. Von Hörnern bis zu 1,5 Meter Länge wird berichtet. Die namengebenden Hörner bestehen aus Keratin (wie Haare und Fingernägel), das sich zu im Querschnitt sechseckigen Hornfäden zusammenfügt. Die Hörner besitzen keinen Knochenzapfen und sind am Nasen- und Stirnbein des Schädels befestigt. Sie wachsen zeitlebens, auch nach Beschädigung.
Gefährdung
Nashörner haben keine natürlichen Feinde. Nur selten kommt es zu Angriffen von Löwen auf Jungtiere. Der größte Feind ist der Mensch, der durch Wilderei und Einschränkung des natürlichen Lebensraums die Anzahl der Nashörner in den letzten 150 Jahren dramatisch reduziert hat. Ein Hauptgrund der Tötungen ist die starke Nachfrage am ostasiatischen Markt, wo dem Horn eine angebliche Heilkraft in der traditionellen chinesischen Medizin nachgesagt wird. Auch im arabischen Raum waren die Hörner sehr beliebt, da dort Nashorndolche als Männlichkeitssymbol dienten.
Das nördliche Breitmaulnashorn wird seit 2008 in freier Wildbahn als ausgestorben betrachtet, es existieren nur noch drei lebende Tiere in einem Park in Kenia, die vermutlich aber nicht mehr auf natürlichem Wege fortpflanzen können. Auch die Bestände des südlichen Breitmaulnashorns waren zu Beginn des 19. Jahrhunderts erschreckend niedrig mit 50-100 überlebenden Tieren. Nur dem intensiven Schutz dieser Spezies kann es verdankt werden, dass die Anzahl der Tiere in Afrika heute wieder auf ca. 20 000 Tiere geschätzt wird. Da in den letzten Jahren die Wilderei aber erneut auflebt, werden zur Zeit mehr Tiere pro Jahr getötet als Neugeborene hinzukommen.